Und da ist gekommen dieser eine Moment (die Fußballfans unter uns verstehen die Ansage, danke Tom Bartels), an dem es tatsächlich losgeht. Wie geplant bin ich kurz nach 8:00 abfahrtbereit. Es ist klar, das dieser erste Tag der Anreise zur Fähre nach Emden kein reines Vergnügen wird. Zu lange bin ich schon nicht mehr eine längere Tour gefahren und zu warm ist es jetzt schon, um diese Uhrzeit. Fast 20 Grad. Das verspricht ein heißer Tag zu werden. Und tatsächlich läuft am Anfang nicht alles rund. Im linken Stiefel kratzt was unangenehm an meinem Schienbein und in der Anzeige der GS taucht ein gelbes Warndreieck auf und behauptet, mit dem hinteren Reifendruck stimme was nicht. Was nicht sein kann, denn der Meister der Bike Schrauber hat den Reifen erneuert und ganz sicher mit dem richtigen Druck beaufschlagt. Und die neuen Handschuhe sind am Bund zu eng, weswegen das Anziehen eine Qual ist. Und sie sind zu warm. Und da ich irgendwann sowieso noch tanken muss, beschließe ich, das alles auf einmal zu lösen. Und so kommt der erste Stop schon, kaum dass ich 15 km unterwegs bin. Tanken geht klar, der Stiefel ist auch gleich gefixt und auch das Überprüfen des Luftdruck scheint zu funktionieren. Nur weiß ich nicht mehr, wo ich die alten Handschuhe, die ich vorsorglich mitgenommen habe, hingepackt habe. Also erstmal weiter mit den neuen Handschuhen. Und dann die Ernüchterung, als die Anzeige der GS vorne einen beunruhigenden Luftdruck von 1,8 bar anzeigt und für hinten weiterhin gar keinen. Also an der nächsten Tanke nochmal raus und nochmal beide Drücke überprüft. Und siehe da, vorne werden nun beruhigende 2,2 und hinten beruhigende 2,4 bar angezeigt. Also alles gut. Als ich weiterfahre, fällt mir auch ein, wo die alten Handschuhe sind: im großen Ortlieb Sack beim Zelt und dem Schlafsack. Das Gepäckstück mit dem größten Packaufwand. Das wird dann beim nächsten Stop wohl umgepackt werden müssen.
Und bis der eintritt, bin ich schon hinter Heidelberg und bereits ausreichend im eigenen Saft geschmort. Das Thermometer zeigt in der Rheinebene um 11:00 Uhr morgens satte 31 Grad an. Das ist echt kein Spaß. Vor allem, da ich keine Autobahnen fahren will, aber mein 13 Jahre altes Garmin zümo mich deshalb zielsicher durch alle mittelgroßen Städte lotst. Und ich dort keine rote Ampel in der prallen Sonne auslasse. Und weil ich an diesem ersten Tag die Metropolregionen von Stuttgart, Heidelberg/Mannheim, Frankfurt und Dortmund streife, sind das ziemlich viele. Also breche ich kurz mit meiner ersten selbst auferlegten Regel „keine Autobahnen“ und überbrücke zumindest die Metropolregion Frankfurt mit einer halben Stunde auf der A5 / A67 / A3, bis ich am Anfang des Taunus wieder auf Landstraßen in Richtung Siegen abbiege. Es bleibt brütend heiß und ich freue mich über jedes kurze Stück durch den Wald, bei dem es kurzfristig kühler wird. Doch davon hat es leider nicht genug und im Westerwald bin ich erschreckt über den Zustand der Wälder. Große Flächen sind wohl dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und was an dürren Stämmen übrig blieb, hat der Orkan geholt. So entstanden Brachflächen, die mit Ginster und Brombeergestrüpp zuwachsen und eine gezielte Wiederaufforstung wohl sehr schwer machen. Ein trauriges Bild. Dies zieht sich durch das gesamte Sauerland. Kein schöner Anblick.
Und keine Route für schöne Fotos oder gar Videos. Erst hinter Olpe, entlang des Biggesees wird es wirklich schön. Und Unna scheint die einzige Mittelstadt der Region zu sein, deren Straßen von altem, schattenspendendem Baumbe stand flankiert sind. Chapeau Unna!
Der eher anstrengende als schöne erste Anreisetag geht im Münsterland zu Ende, bevor morgen die restlichen 260 km bis Emden anstehen. Heute waren es auf jeden Fall schon mal schon 465 km, 400 davon auf Landstraßen.
Verweigern
OK
Diese Website verwendet Cookies. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.