Tag 3: Kristiansand - Lysebotn

12.06.2023

So. Das Abenteuer kann beginnen. Jedoch, typisch für diese Reise, beginnt es nicht ganz störungsfrei. Schon am Vortag habe ich es bemerkt und heute morgen wird es noch deutlicher: meine Stiefel lösen sich auf. Beim anziehen habe ich mehr Plastik an den Händen, als in den Stiefeln am Innenfutter übrig ist. Also führt mein erster Weg nach der Fähre in den lokalen Bike Shop von Kristiansand. Ein paar neue Stiefel sind in 10 Minuten rausgesucht und gekauft und dann kann die Tour endlich losgehen.

Ich will zwar nicht auf den allzu ausgetretenen touristischen Pfaden wandeln, aber ein paar Dinge sind ein Muss. Zum Beispiel Norwegens südlichster Zipfel, auch The Naze genannt. Und mein altes zümo verwirrt mich immer wieder. Mit den Einstellungen „Kürzeste Strecke“ und „Keine Autobahnen“ sollte es mich eigentlich immer schön auf Nebenstrecken zum Ziel bringen.  Aber was tut es? Es führt mich zunächst über viele Kilometer auf die autobahnähnlich ausgebaute E39, um mich dann unvermittelt auf eine 8 km lange Schotterpiste zu schicken, der der Begriff „Feldweg“ zur Ehre gereichen würde. Doch ich erreiche The Naze und ab da wird’s dann wunderschön. Eine griffige kleine Straße führt durch diese südlichen Schären bis nach Lyngdal. Ein paar Eindrücke gibt’s hier (die da vor mir fahren sind ein junges Paar aus Tschechien, die ich am Naze getroffen habe):

Ab Lyngdal geht es dann nach Norden ins Landesinnere. Heimlich, still und leise steigt die Landschaft an und bevor ich mich’s versehe, bin ich auch schon im ersten Wintersportort angekommen. Der ist natürlich zu dieser Jahreszeit verwaist, aber man kann sich gut vorstellen, was hier im Winter los ist. Und irgendwann taucht dann in dieser Gegend das Wort „Fjäll“ zum ersten Mal auf. Wikipedia belehrt mich, dass ein Fjäll eine klimatische Region beschreibt, die in unseren heimischen Alpen oberhalb der Baumgrenze beginnt. Hier oben im Norden ist das allerdings nicht erst bei 1800 m Höhe, sondern schon bei 800 m. Das zeigt sich dann, als ich in den Lysevegen abbiege. Mein erstes Fjäll. Es sieht aus wie in einer hochalpinen Gletscherregion mit Schneefeldern und eiskalten Bergseen. Bis dann die Straße an der Kante des Fjords von 800 m auf Meereshöhe hinunter führt. Und das auf einer Strecke von 8 km. Kehre an Kehre geht es abwärts, es ist spektakulär. Lysebotn selbst, am Ende des gleichnamigen Fjords, ist eine Ansammlung von zehn Häusern. Eins davon ist ein Gästehaus mit kleinem Restaurant. Hier bleibe ich für die Nacht.

Leider kann ich euch von dieser spektakulären Nacht kein Video anbieten, denn aus irgendeinem Grund hat meine GoPro das Bild um 90° verdreht. Wahrscheinlich war es ein „User Error„

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